der Freien Linken Aachen

Diese Stellungnahme ist im Jahr 2023 in mehreren internen Diskussionsprozessen entstanden und gibt unsere vorläufige Einschätzung zu diesem viel diskutierten Thema wieder. Weder stimmt jeder Einzelne von uns zu 100% jedem kleinen Unterpunkt des folgenden Textes zu, noch denken wir, wir hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen und würden nun eine abschließende Erklärung zu einem so umfassenden Themenkomplex abgeben und diese wäre dann für immer gültig und quasi in Stein gemeißelt – im Gegenteil, wir freuen uns über Anregungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge und werden auch von uns aus an diesem Thema dran bleiben und weiter diskutieren.

Wir sind allerdings als Gruppe – und das ist bei uns Konsens – nicht damit einverstanden, dass das absolut wichtige Thema Umweltschutz komplett durch den Begriff Klimaschutz ersetzt wird und ebenso wenig wollen wir hinnehmen, dass uns immer öfter ein CO2-Budget als Lösung für alle Umweltfragen dieses Planeten präsentiert wird und andere wichtige Themen die die Umwelt betreffen damit völlig unter den Tisch fallen.

Nun denn, hier ist unsere vorläufige Einschätzung zu diesem Themenkomplex:

1. Über was reden wir? Auffächern der Klimafrage

Klima ist das Zusammenspiel aller Wettererscheinungen auf der Erde über lange Zeiträume. Damit man weiß worüber man reden will, sollte es deshalb eigentlich eine Maß-Zahl für das jeweilige „Wetter eines Jahres“ geben: Leider haben wir diese Zahl bisher nirgendwo gefunden!

Dann gilt es zu klären ob es überhaupt aktuell eine Klimaveränderung gibt?

Das Klima hat sich immer geändert und es ändert sich auch jetzt. Das hat für bestimmte Regionen Vorteile und für andere dagegen Nachteile. Entscheidend ist: Wie stark verändert sich aktuell das Klima und ist diese Veränderung menschengemacht? Wenn ja zu welchem Prozentsatz? (weil ja auch natürliche Prozesse eine Klimaveränderung herbeiführen können)

Außerdem wäre bei der Annahme eines menschengemachten Anteils zu klären, ob das dann nur am CO2-Ausstoß der Menschheit liegt oder ob vielleicht auch die Abholzung von Regenwäldern oder der Versiegelung von Flächen mit Beton der sich dann im Sommer aufheizt oder andere anthropogene Faktoren eine Rolle spielen? Oder ob vielleicht immer mehr in bebautem Gebiet gemessen wird – Steine und Beton speichern Wärme besser als Mutterboden – und deshalb zu Hohe Messwerte einen falschen Gesamteindruck darstellen?

Falls es aber einen menschengemachten Anteil gibt, verursacht durch CO2-Ausstoß und/oder andere Faktoren, dann hat die Menschheit die Verantwortung für die Veränderung – insbesondere gegenüber den Regionen, in denen die Veränderungen negativ sind.

2) Details zum Zustand der Umwelt

Artensterben:

Neben der in den Medien rauf und runter diskutierten Klimafrage spielt sich vor unser aller Augen eine riesige Umweltkatastrophe ab, über die viel zu wenig gesprochen wird. Durch Trockenlegung von Sümpfen und Feuchtgebieten, durch Flächenversiegelung und Umwidmung von Wiesen und Wäldern in Bauland, durch Bergbau und vor allem durch den großflächigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat ist es leise geworden in Deutschland, es brummt kaum noch im Sommer. 75 % der Fluginsekten(masse) sind aus Teilen Deutschlands in einem Zeitraum von 27 Jahren verschwunden, in denen der Entomologische Verein Krefeld an 60 Standorten gemessen hat. Diese Veränderung der Anzahl der Insekten konnten Menschen, die heute mindestens 40 Jahre alt sind, selber beobachten. Wer früher mit dem Auto nach Belgien oder Holland an die See fuhr musste im Sommer zwischendrin an der Tanke halten und die Scheiben von Insekten freikratzen. Heute müssen das nur noch Vielfahrer einmal pro Sommer.

Die US Universität in Cincinati hat bis ins Jahr 2015 über einen Zeitraum von 25 Jahren die Veränderung der Erdoberfläche beobachtet und festgestellt, dass 22 % der Bewohnbaren Fläche in dieser Zeit durch den Menschen verändert wurden.

Das weltweite Artensterben nimmt immer mehr an Fahrt auf, von einer 100 mal höheren Rate als normal wird ausgegangen. Auch das ist gut dokumentiert weil die Arten vor unser aller Augen verschwinden.

Extrapoliert man diese Zahlen auf die nächsten 200 Jahre, kann man das Ausmaß der Zerstörung, die wir anrichten, erahnen. Und 200 Jahre sind nur ein Wimpernschlag in der Geschichte der Erde. Wenn wir uns klar machen, das bei einem dann zu erwartenden Zusammenbruch der meisten interdependenten Regelkreisläufe in Flora und Fauna die Natur einen „Great Reset“ hinlegt, müssen wir unbedingt sofort ins Handeln kommen.

3. Umweltschutz versus Klimafragen:

Was ist eigentlich das Klima? Das Klima das sind die Bedingungen in der Atmosphäre eines Planeten die sich durch die Wechselwirkungen der chemischen und physikalischen Vorgänge ergeben. Auf Jupiter sind das z.B. Winde mit 500 KmH und Temperaturen von -100 Grad Celsius. Aus menschlicher Sicht also nicht erfreulich. Vor 450.000 Jahren war Grönland bewaldet und das ganz ohne anthropogenen Klimawandel. Damals war das ganz normal, natürlich quasi, und hat uns erst zu der Zeit geführt in der wir heute leben. Wir sehen das wir also das Klima an sich nicht retten können, das es immer Klima gibt, einfach als Summe aller Faktoren die es ausmachen.

Evlt. müssen wir aber unsere Ökosysteme auf unserer Erde vor zu schnellen und starken Klimaveränderungen schützen, dir wir Menschen anrichten. Und unsere Ökosysteme sind umso anfälliger, desto mehr wir sie zurückdrängen, austrocknen, mit Pflanzen- und Insektenschutzmitteln besprühen und versiegeln. Trotzdem tanken wir Pflanzenöl und kommen uns damit dann umweltbewusst vor. Statt einen starren Blick auf irgendwelche von Menschen errechneten CO2-Budgets sollten wir also lieber über unsere Ökosysteme und die vielen Stressfaktoren für diese reden. Der Klimawandel ist sicherlich eins davon. Der hat aber auf der anderen Seite immer in gewissem Maße stattgefunden und ist Teil der Natur. Neben dem natürlichen Klimawandel, auf den wir keinen Einfluss haben, sollten wir den menschengemachten, auf den einiges hindeutet, ernst nehmen und möglichst ab dämpfen. Damit erreichen wir aber nichts, wenn wir weiterhin kapitalistische Großlösungen ohne Rückbesinnung auf die Natur favorisieren wie z.B. Elektro-SUV die bei der Herstellung schon soviel Natur zerstören, dass sie nie grün sein werden.

Wir warnen deshalb davor, bei der Umweltproblematik einseitig auf irgendwelche Klimadaten zu starren und die Natur die uns umgibt in ihrer Komplexität nicht wahrzunehmen und auf eine einfache Gleichung zu reduzieren. Umweltschutz ist mehr als Klimaschutz.

Die Freien-Linke-Aachen setzt sich aus oben dargestellten Gründen unbedingt für Umweltschutz in vielen Bereichen ein. Wir wollen möglichst ökologische und lokale Lösungen. Wer Moore renaturiert, Flächen entsiegelt, biologische Landwirtschaft betreibt, nachhaltige Produkte ohne Sollbruchstelle produziert, öffentlichen Verkehr für alle kostenlos zur Verfügung stellt und andere sinnvolle Maßnahmen unterstützt senkt damit gleichzeitig den CO2-Ausstoß. Inwieweit dieser wie aktuell gefordert überall prioritär angepackt werden muss ist schwer zu beurteilen. Wenn einzig und alleine nach dem CO2-Ausstoß geschaut wird und der Rest weiter mit Kapitalistischer Produktionsweise zerstört wird nützt unserer Natur der richtige CO2-Gehalt in der Atmossphäre aber definitiv auch nix mehr, dann zerstört der Mensch seine Lebensgrundlagen weil er auch im aktuellen Klima alles Leben ausrottet.

Der aktuelle Kapitalismus favorisiert jedoch „Großlösungen“ die alle eins gemein haben: Sie schaden dem Kapitalismus nicht. Damit kann aber auch dann die Umwelt und unsere Lebensgrundlage nicht gerettet werden.

Ein CO2-Budget lehnen wir völlig ab: Es dient zur Überwachung der Bevölkerung und um den Kapitalismus noch einmal zu retten indem ihm ein neues Betätigungsfeld geboten wird und die Profitrate wieder steigt.

Ein CO2-Budget ist kein Umweltschutz.

Umweltschutz geht vor Klimaschutz! Klimaschutz ist nur ein Teil davon!

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